Letztens parkte neben mir ein Van ein, der nicht nur durch seine monströsen Maße sondern zusätzlich durch eine ebenso spektakuläre wie geschmacklose Lackierung um Aufmerksamkeit buhlte: Das Auto changierte quasi zwischen lila, pink und blau in Metallictönen. Das hätte ich direkt wieder vergessen, wäre mir nicht später im Beet ein ähnlicher Effekt begegnet: Diverse Käfer strunzen mit schimmernden Metalliclackierungen in der Mittagssonne um die Wette. Ob die Autobauer den Käfern ihren Selbstvermarktungsanstrich abgeschaut haben?
Naja, teilweise. Während Autolacke tatsächlich metallische Pigmente z.B. auf Aluminiumbasis enthalten, erscheinen die Flügeldecken eines Käfers unter dem Mikroskop eher farblos. Die schimmernden Farbwechseleffekte beruhen allerdings bei Beiden auf dem gleichen Prinzip: optische Interferenz. Im Fall der Käferflügel erzeugen nanometerdünne Chitinschichten eine Struktur, die das einfallende Licht auf charakteristische Weise bricht. Einige Wellenlängen werden absorbiert, andere reflektiert. Überlagern sich reflektierte Lichtwellen spricht man von Interferenz. Dabei können je nach Einfallswinkel unterschiedliche optische Farbe entstehen. In Autolacken nutzt man winzige Plättchen von maximal 200nm Durchmesser, um die gewünschten Reflexionseffekte zu erreichen. Das Ganze wird in mehreren Schichten aufgetragen und ist entsprechend teurer als „gewöhnlicher“ Lack.
Wofür genau meine Mitbewohner ihre schillernden Farben benötigen, ist selten geklärt: Wollen sie gefährlich aussehen oder sexy, zwischen bunten Blumen besser getarnt sein oder ist die reflektierende Schicht nur ein Hitzeschutz? Insekten nehmen Farben anders wahr, mit unserem Schönheitsempfinden wird man der Antwort kaum näher kommen. Die Funktion des schimmernden Metalic-Looks bleibt bis auf weiteres rätselhaft – an Käfern wie an Autos…
Der „kleine Tierfreund 2024“, so spannend ist diese Seite für mich heute, wie damals ab etwa 1970.