Mitbewohner des Monats: Scharlachroter Feuerkäfer

Stolze zwei Zentimeter groß und dabei leuchtend rot auf dem frühlingsfrischen Hellgrün der Farnpflanzen – dieser Mitbewohner schrie förmlich nach Aufmerksamkeit. Die Bestimmung war einfach – es gibt auch nur drei Arten von Feuerkäfern in ganz Mitteleuropa.

Scharlachroter Feuerkäfer (Pyrochroa coccinea)

Dieser hier heißt Pyrochroa coccinea, englisch „Kardinalskäfer“, wegen des extravaganten Gewandes. Einen nahen Verwandten (mit rotem statt schwarzem Kopf) habe ich im Naturschutzgebiet fotografiert.

Der Rotköpfige Feuerkäfer (Pyrochroa serraticornis) ist deutlich kleiner. Die Verwandschaft ist aber sichtbar.

Die Warnfarbe soll vor allem auffallen, ähnlich wie beim Marienkäfer oder den Lilienhähnchen nebenan. Die Botschaft: Lass mich, ich bin giftig! Das ist in diesem Fall ein Bluff. Allerdings, und jetzt kommt die besondere Geschichte des Feuerkäfers: Er flext mit fremden Gift, um die Weibchen zu beeindrucken.

Ein Scharlachroter Feuerkäfer (Pyrochroa coccinea) putzt sich.

Giftiges Brautgeschenk

Wer als Feuerkäfermann zur Sache kommen möchte, sollte ein Geschenk für die Erwählte dabei haben. Die gesellschaftlichen Konventionen sind in diesem Falle streng: Das Geschenk muss aus Cantharidin bestehen, einem potenten Gift, dass sowohl gegen Räuber als auch Parasiten wirksam ist. Das Problem: Er kann es nicht herstellen. Er muss es von anderen Käfern sammeln. Dafür kommen aber nur wenige Kandidaten in Frage: Der Scharlachroten Feuerkäfer wurde dabei beobachtet, verschiedene Ölkäfer anzuknabbern, die für die Bildung von Cantharidin bekannt sind. In meinem Garten ist mir noch kein einziger Ölkäfer über den Weg gelaufen, ich habe auch nur ein unscharfes Foto…

Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus)

Lieblingsessen: Borkenkäfer

Der Gartengast auf dem Foto muss sich um das Auffinden von Ölkäfern allerdings auch keine Gedanken machen, es ist ein Weibchen, wie ich nach Vergleich der Antennen entschieden habe.

Pyrochroa coccineaWeibchen – mit gezähnten Antennen. Die Männchen haben dünnere, „gekämmte“ Anhängsel.


Sie wird also im besten Fall ein Männchen treffen und Drüsen an seinem Kopf abschlecken, um den Cantharidingehalt des dort angebotenen Sekretes zu testen, erst danach darf er sein Sperma loswerden. Durch das Gift sind ihre Eier vor Feinden und Parasiten, etwa Pilzen geschützt. Die Brut legt sie in Totholz, wo die Käferlarven direkt unter der Rinde mehrere Jahre von anderen Insekten leben – gerne auch von Borkenkäfern. (Sollten die aus sein, frisst man auch die Geschwisterchen, jeder muss sehen, wo er bleibt.) Auch wenn die Borkenkäfer-Bekämpfung in meinem Garten keine Priorität hat, verleihe ich ihrer Exzellenz Pyrochroa coccinea hiermit den Titel: Mitbewohnerin des Monats!

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