Babypflege ist ein Vollzeitjob, auch für Vogeleltern. Im Garten geben verschiedene geflügelte Elternpaare derzeit alles, um ihre Kinder groß zu bekommen. Das dauert im Singvogelleben nur wenige Wochen. Die sind dafür aber wirklich krass. Wir sehen staunend dabei zu, welche Futtermengen Amseln, Meisen, Sperlinge und Buchfinken aus den Rabatten pflücken. Die Heckenbraunellen (Prunella modularis), Rotkehlchen (Erithacus rubecula) und Zaunkönige (Troglodytes troglodytes) füttern ebenfalls (oder sind sogar schon durch mit der ersten Runde).
Ausdauernd wie eine Meise
Eine erwachsene Blaumeise (Cyanistes caeruleus) wiegt soviel wie eine 20 Cent Münze – etwa 11 Gramm. Um ein Meisenküken satt zu bekommen, brauchen die Eltern 6-7 Gramm Nahrung täglich, das ist schon bei drei Küken mehr als ihr eigenes Gewicht – pro Tag. 10.000 Raupen, hat der Ornithologe Andrew Goslar errechnet, werden für die Aufzucht einer kompletten Kohlmeisenbrut benötigt! (Es stand dort nicht, wieviele Jungtiere er angenommen hat.) Irre, oder? Vom Schlupf bis zum ersten Flug legen Meisenkinder das 15-fache ihres Gewichtes zu! Mehr als Menschenkinder in 10 Jahren. Über die Meiseneltern habe ich im letzten Jahr schon ausführlicher geschrieben.
Flugschüler
Die Buchfinken (Fringilla coelebs) sammeln Zündslerraupen (Cydalima perspectalis) , genau wie die Sperlinge (Passer domesticus). Beide Arten schlagen die fetten Raupen auf unserem Zaun tot. Es ist bereits eine richtige dunkle „Raupenschmiede“ entstanden, wo die Reste des unglücklichen Zündslernachwuchses vertrocknen.
Unermüdliche Amseleltern
Auch die Amseleltern haben derzeit immer den Schnabel voll. Amselküken fressen sogar 16 Gramm Nahrung täglich. Bei uns füttern schon seit etwa einer Woche beide Eltern. Auf www.welt-der-amseln.de steht, dass der Amselvater 4-6 Regenwürmer pro Flug mitschleppt – oft leben sie noch, wie man gut beobachten kann. Ich weiß nur ungefähr, wo das Nest ist, ich will da keinen zusätzlichen Stress verursachen, aber es steckt irgendwo in der überbordenden Efeuhecke am Zaun, die viele Besucher als besonders rückschnittwürdig empfinden.
Hohe Kindersterblichkeit
Gestern Abend entdeckten die Kinder unter der Schaukel zwei kleine, aber fast fertige Schwingen und den sorgsam ausgerupften Flaum eines Amselkükens. Diese Flügel werden keinen Amselnachwuchs in den Sommerhimmel tragen. Aber aus dem was einmal sehr viele Regenwürmer und später ein Amselküken war, wird vielleicht gerade eine junge Elster, oder ein kleiner Sperber. Die ebenfalls sehr präsenten Eichhörnchen schließe ich in diesem Fall wegen des Rupfes aus. Diese Bilder vom Vater sind später am Abend entstanden, die Amseln füttern also weiter. Ich drücke all den fleißigen Vogeleltern für den Rest der Brut beide Daumen.
Nachtrag: Am nächsten Tag hat mir der Herr Vater sein verbleibendes Amselkind dann doch noch gezeigt: Flugfähig in der Buche, aber immernoch gefüttert: