Gartensafari 4

Bei Herbstwetter bleibt etwas Zeit, die gesammelten „Abschüsse“ der erstmals getroffenen Mitbewohner zu sichten. Erstaunlich, dass sich nach mehr als drei Jahren immer wieder auch auffällige Arten finden lassen. An sonnigen Tagen endet ein Streifzug durch den kleinen Garten jedenfalls fast immer mit neuen Bekanntschaften:

Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans)
Es sieht FAST aus wie eine Hummel, aber die Augen und die Antennen verraten: Das ist eine Fliege. Ihre Tarnung lässt sie unbehelligt von potentiellen Fressfeinden, die einen nicht vorhandenen Stachel führchten. Schließlich kriecht sie in ihrer Verkleidung in ein echtes Hummelnest. Es gibt verschiedene Hummelkostüme innerhalb der gleichen Art, also Schwarz-Gelb- Weiß als Erdhummel und Schwarz-Rot als Steinhumel. Die Hummeln erkennen den Betrug meist trotzdem und töten die Fliege, aber bis es soweit ist, hat sie ihren Nachwuchs oft bereits im Nest platziert. Die Larven fressen eher den Abfall im Hummelnest, gelegentlich wurde aber auch schon beobachtet, dass sie Hummellarven töten. Sie überwintern im Nest. Eine enge Verwandte ist die Hornissenschwebfliege – die das Gleiche mit Wespen (- einschließlich Hornissen)-nestern abzieht .
Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), hier ein spätes Nymphenstadium, sieht hübsch aus, gilt aber als Schädling an sehr vielen Obst und Gemüsepflanzen von Tomate über Apfel und Wein bis zur Haselnuss – alles in meinem Garten verfügbar. Die Art ist ein Neubürger, eingeschleppt mit Waren aus Ostasien.

Der Kurzhorn-Buschräuber oder auch die Ameisen-Sichelwanze (Himacerus mirmicoides). Ihre Larven ähneln Ameisen, die Sichel meint den gebogenen Saugrüssel. Buschräuber bezieht sich auf die Lebensweise: Die erwachsenen Tiere sind in der Strauchschicht auf Beutejagd, wobei sie offenbar nicht besonders wählerisch sind.

Eine Gemeine Keulenwespe (Sapyga clavicornis)
Dieser Bienenparasit legt seine Eier in einem unbeobachteten Moment in die Nisthilfe, und zwar 2 pro Bienennest. Nach dem Schlupf kämpfen die Geschwisterlarven auf Leben und Tod (sie beißen sich mit passenden Mandibeln), bevor die Überlebende den Bienenachwuchs tötet – um sich dann vom Pollennachwuchs zu ernähren, bis es Zeit zur Verpuppung ist. Den Winter verbringt die Keulenwespe dann als Imago in der Brutröhre. Mehr Wespen gibt es hier.
Ein Landkärtchen (Araschnia levana) in Sommerform. Im Frühjahr schlüpfen leuchtend braunorange gefärbte Schmetterlinge, das nennt man Saisondimorphismus. Lange hielten Schmetterlingsforscher die beiden Formen für verschiedene Arten. Die Ausprägung der Farbe wird während der Puppenruhe durch die Tageslänge bestimmt. Die Eier werden an die Unterseite von Brennesseln gelegt. Das Landkärtchen ist Insekt des Jahres 2023 – herzlichen Glückwunsch!
Der Name Landkärtchen bezieht sich auf die Zeichung auf der Unterseite der Flügel – wie eine Straßenkarte.
Gehörnter Mistkäfer (Odonteus armiger)
Von meiner Abendlampe angezogen wurde dieser besondere Vertreter der Mitskäfer. Der einzige seiner Familie in Europa, und derart verborgen, das kaum etwas Sicheres über seine Lebensweise in Erfahrung zu bringen ist. Offenbar gräbt er einen Bau oder nutzt Kaninchenlöcher, in die er Dung für die Larven einträgt. An anderer Stelle heißt es, er ernähre sich von unterirdsch wachsenden Pilzen.
Ein Prachtkäfer (Agrilus spec.) und damit unmöglich am Foto zu bestimmen. Es gibt in Mitteleuropa etwa 40 Arten, die sich unter der Rinde von Bäumen oder Gehölzen entwickeln.

About the author

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert