Mitbewohner des Monats: Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)

Meine persönliche Beziehung zu Eichhörnchen hat sich um den Jahrtausendwechsel sehr verändert: In den Ginkobäumen rund um das Pflanzenphysiologische Institut der Uni Münster tobten die kleinen Kobolde gern mal über die Dächer und durch offen stehende Dachluken bis ins Gebäude, wo ich als Biologie-Diplomandin bei der Probenentnahme zu nachtschlafender Zeit oder am Wochenende mehrmals von panischen Eichkatzen überrannt wurde. Beim ersten Mal saß der Schock tief, später bezog sich der Schreck eher auf den Schaden, den die Mistviecher anrichten konnten: Sorgfältig unter sterilen Bedingungen bebrütete Petrischalen wurden von eingeschleppten Flöhen und Milben überrannt und waren fortan höchstens noch als Anschauungsobjekte zur Biodiversität des Mikrobenreiches zu gebrauchen.

Mit über 20 Jahren Abstand habe ich den Hörnchen verziehen, und sehe jetzt statt rothaariger Forschungssaboteure mit spitzen Krallen und Zähnen wieder knopfäugige Fellpuschel mit beeindruckenden akrobatischen Fähigkeiten, wenn ich das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) in unserem Garten treffe. Über Eichhörnchen gibt es ganze Bücher, schon Grundschüler lernen den Steckbrief, daher spar ich mir hier die Basics und biete statt dessen ganz im Sinne des Snackable Content ein paar Häppchen zu den flauschigen Sympathieträgern, die in diesem jahrhundertverregneten Winter einen der wenigen Farbtupfer im Garten bieten. Apropos Farbe: nordamerikanische Grauhörnchen, die in England die heimischen Squirrels verdrängt haben, gibt es in Deutschland noch nicht. „Graue“ Eichhörnchen sind einfach etwas anders gefärbt, gehören aber zur gleichen Art.

5 „Funfacts“ über Eichhörnchen

  • Eichhörnchen ziehen im Winter Socken an! Nur im Winter sind die Fußsohlen unserer Eurasischen Eichhörnchen behaart. Auch die Ohrenschützer sind ein reines Winteracessoire: Die putzigen „Haarpinsel“ an den Ohren fallen mit dem Fellwechsel im Frühjahr aus.
  • Ihr Nest hat immer einen Notausgang (Der Kobel hat mindestens zwei Öffnungen, davon eine unter dem Nest).
  • Der schlimmste Feind der Eichhörnchen in Gärten sind Hauskatzen – nur im Wald sind es Marder. Der Bestand wird aber hauptsächlich durch die verfügbare Futtermenge bestimmt.
  • Eichhörnchen ziehen öfter mal um – unter anderem, weil die Parasiten sich in dem kuscheligen Nest sonst zu sehr vermehren. Sie bauen dafür mehrere (bis zu 8!) Kobel, das dauert jeweils wenige Tage.
  • Das Eichhörnchen hat schon im Januar Frühlingsgefühle: Die Paarungszeit der Eichhörnchen liegt rund um den Jahreswechsel, also jetzt. Alles Gute zur Hochzeit!

5 Zahlen über Eichhörnchen

  • ein Quadratzentimeter Eichhörnchenfell besteht aus 8.000-10.000 Haaren! Sie sehen nicht nur flauschig aus – sie sind es auch!
  • Ein einzelnes Hörnchen frisst im Wald täglich bis zu 100 Fichtenzapfen leer (80-100 g Samen). Im Nadelwald verstecken sie kaum Vorräte, nur in Laubwald, Gärten und Parks brauchen sie Nußreserven.
  • Ein Eichhörnchen legt über den Winter bis zu 3000 Verstecke an. Etwa 60 Prozent davon findet es wieder. Es merkt sich aber nicht jedes Versteck, sondern eher das Muster, also am Baumstumpf oder im Blumentopf.
  • Nur jedes 5. Eichhörnchenkind erlebt seinen 1. Geburtstag. Wer das erste halb Jahr schafft, lebt in Freiheit im Durchschnitt 3, maximal 7 Jahre.
  • Eichhörnchenherzen schlagen fast 5-mal schneller als unsere! Mit 300-500 Schlägen pro Minute trommelt das winzige Eichhornherz selbst in Ruhephasen einen Beat wie ein Speedmetal-Song.

Um die Clickbaiting-Frage aus den Teaser noch zu beantworten: Eicheln mögen Eichhörnchen nicht besonders. Die schmecken bitter und sind in größeren Mengen auch giftig. Wenn nichts besseres da ist, werden sie trotzdem angeknabbert, und auch versteckt. Wer ein Eichhörnchen locken will, nimmt lieber Haselnüsse.

About the author

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert