Mitbewohner des Monats: Taghaft

Hafte sind eine Insektengruppe, die etwas unter dem Radar lebt, obwohl sie ziemlich schillernde Mitglieder hat. Ich würde beispielsweise gern einmal einen Schmetterlingshaft oder einen Fanghaft treffen, das ist aber unwahrscheinlich im Garten. Florfliegen sind vielleicht noch die bekanntesten Familienmitglieder, und der Taghaft ähnelt ihnen in Aussehen und Lebensweise. Im Englischen heißen die Beiden Green Lacewing und Brown Lacewing. Ihre Larven haben Blattläuse zum fressen gern- Florfliegenlarven werden deshalb auch als Blattlauslöwe bezeichnet. Ihr Biss soll sogar menschliche Haut zwicken können. Taghafte fressen im Gegensatz zu den Florfliegen auch als Erwachsene Blattläuse. 20-30 Stück müssen täglich dran glauben. Auch konservative Gärtner sollten ihre Taghafte also lieben lernen – sie sind biologische Schädlingsbekämpfer.

Eine Florfliegenlarve war erfolgreich bei der Jagd!
Vom Jäger zum Gejagdten: Eine Florfliege hat sich ins Netz der Gartenkreuzspinne verirrt.


Schleierhaft scheint allerdings das Meiste über ihr sonstiges Leben zu sein. Trotz intensiver Googelei hat mir das Internet nicht viel über die heimischen Hafte verraten. Die Ordnung Netzflügler (Neuroptera) hat Wissenschaftlern immer wieder Anlass zur Diskussion gegeben, die Verwandschaftsbeziehungen sind nicht genau geklärt.

Ein Grünes Perlenauge (Chrysopa perla) ist ebenfalls ein Verwandter aus der Netzflügler-Familie. Auch ihre Larven fressen Blattläuse, gegen Fledermäuse haben sie einen Trick: Nehmen sie Ultraschallrufe wahr, legen sie die Flügel an und lassen sich herunterfallen.

Einen Vertreter des Clans trafen wir im geliehenen Garten in Schweden, ebenfalls als räuberische Larve: Der Ameisenlöwe baut spektakuläre Trichter in den Sand und wartet, bis eine Ameise hineinläuft. Anschließend bewirft die vergraben Larve das Opfer mit Sand, bis es in den Trichterboden fällt – dort wartet die Larve der Ameisenjungfer mit gezücktem Besteck in Form kräftiger Beißwerkzeuge schon auf das Abendessen.

Wo wir schon in Schweden sind: Linné konnte bei seiner Inventarisierung der Natur noch nicht auf genetische Untersuchungen zurück greifen und sortierte nach Augenschein. Er steckte Insekten mit vier geäderten Flügeln, aber ohne Stachel in eine Gruppe zusammen, darunter neben den Netzflüglern (oder Haften) auch Skorpionsfliegen und Kamelhalsfliegen. Bis heute ist die Verwandtschaft zwischen den Mitgliedern dieser Gruppen nicht ganz geklärt, aber so richtig zusammen gehören sie wohl nicht. Ich finde aber, man ahnt sofort, wie er darauf kam.

Die Skorpionsfliege (Panorpa germanica) ist mir nicht im Garten, sondern im nahegelegenen Naturschutzgebiet über den Weg geflogen. Es ist ein Männchen, das in dem skorpionartigen Anhängsel am Hinterleib ein Pheromon bildet und mit dem Flügelschlag verteilt. Für Menschen soll es nach geschnittenen Gurken riechen. Ihre Larven fressen Pflanzen.

Schleierhaft bleibt mir dagegen auch, woher das Wort „Haft“ in diesem Zusammenhang kommt. Vielleicht findet sich jemand, der mich aufklärt.

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