Ich schrieb schon mal über das teils recht absonderliche Paarungsverhalten meiner Mitbewohner „Die Paarbeziehungen in meinem Garten reichen von lebenslang monogam über heimlich promiskuitiv, obsessiv besitzergreifend bis zum Quickie.“
Damals behandelte ich das Thema vorrangig unter dem Aspekt der Treue bzw. der Überwachung selbiger durch die Männchen. Eine andere Strategie, die eigenen Gene an die Frau zu bringen sind Brautgeschenke.
Der Käferkuss auf dem Bild zum Beitrag ist ein Beispiel dazu: Er produziert an der Basis seiner Fühler ein „Liebessekret“, das sie begeistert abschleckt – und dabei immer geiler wird. (Die ursprüngliche Wortbedeutung passt hier mal).
Spinnen haben ebenfalls ein recht ausgeklügeltes Brautwerbungsverhalten. Das Listspinnenmännchen bringt seiner Angebeteten ein verschnürtes Lunchpacket als Geschenk. Manchmal versucht er nach dem Akt damit zu türmen. Manchmal opfert er aber auch noch das ein oder andere Beinchen für die Erwählte. Forscher haben beobachtet, dass viele Männchen mit einem Betrug davon kommen: Sie tragen ein möglichst großes, aufwendig verpacktes Brautgeschenk heran – das aber gar kein Futter enthält (sondern zum Beispiel nur eine leere Insektenhülle). Während das Weibchen auspackt, wird der Kerl sein Sperma los. Wenn Sie den Betrug bemerkt, bricht sie die Paarung ab, dann ist es aber meist zu spät. Betrüger-Männchen zeugen fast eben so viele Nachkommen wie die „ehrlichen“ Männchen. Oder die dämlichen, je nach Lesart. Von 16 untersuchten Brautgeschenken enthielten nur 10 ein Insekt.
Diese Krabbenspinne hat noch eine andere Strategie: Er spielt ein Fesselspiel mit dem Weibchen. Nach kurzem Vorspiel erstarrt sie ergeben und lässt den Kerl ein paar Fäden über ihren Hinterleib spinnen – aber mehr symbolisch, die „Fessel“ sind eigentlich nicht geeignet, sie zu behindern. Nach der Befruchtung macht er sich auch lieber schnell vom Acker – bei Spinnenweibchen weiß man nie…
Kohlweißlinge nutzen wie viele Insekten kompliziert zusammengesetztes „Parfüm“, um Geschlechtsgenossen anzulocken. Die Männchen begatten ein „duftendes“ Weibchen und besprühen es danach mit einem Antiaphrodisiakum – Methylsalicylat. Das stinkt anderen Verehrern in weitem Umkreis, und wirkt so gegen Untreue. Allerdings zieht es auch Parasiten an: Schlupfwespen können dadurch begattete Weibchen erschnüffeln und sich gezielt auf deren Eier stürzen. Der Einsatz chemischer Verhütungsmittel muss also sorgfältig dosiert werden, sonst wird der eigene Nachwuchs nämlich gefressen.
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