Mitbewohner des Monats: Büffelzikade

Büffelzikaden stammen tatsächlich aus dem Land der Büffel: Sie wurden wahrscheinlich mit Obstbaumreisern nach Europa eingeschleppt und tummelten sich lange nur im Süden. 1912 waren die grasgrünen Dickköpfe aus Ungarn und seit Ende der 60er Jahre aus Mitteleuropa bekannt- inzwischen sind sie im Ruhrgebiet heimisch. Büffelzikaden saugen als Erwachsene an Rosengewächsen, also auch Obstbäumen, und Wein. Die Tiere stechen das Phloem an, das sind die Leitungen, in denen die Pflanze organische Stoffe (etwa Zucker) transportiert. Die Eier werden ab dem Spätsommer gern an Rosensträuchern platziert. Die Mutter schneidet kleine Kerben in einen Zweig, in die sie dann bis zu 12 Eier ablegt. So überwintern sie dann auch bis zu Frühjahr. Larven hab ich noch keine gesehen, sie sind knatschgrün und stachelig – ich versuche, einmal eine vor die Linse zu bekommen.

Eine Büffelzikade (Stictocephala bisonia) hat sich zu meinen Füßen auf dem Gartenschlauch niedergelassen. Die drolligen kleinen Hörnchen sind irgendwie liebenswert.
Die Herkunft des Familiennamens „Buckelzikaden“ erkennt man von der Seite besonders gut. Im Englischen heißen diese Zikaden „Treehoppers“ – und viele tragen ganz erstaunliche „Aufbauten“ mit sich herum.

Zikaden sind für Pflanzen quasi das, was für uns Mücken sind: Sie stechen uns an, saugen unseren Saft und übertragen dabei im schlimmsten Fall Krankheiten. Pflanzenzüchter sind deshalb oft mäßig begeistert, selbst über spektakulär aussehende Zikaden und Wanzen. Unsere eigentlich wenig bedrohlich wirkende Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) trägt in Italien dazu bei, Jahrhunderte alte Olivenheine zu zerstören, indem sie das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa) überträgt, das die Bäume infiziert und tötet. Die Büffelzikade hat bei ihrer Einwanderung aber direkt einen Erzfeind mitgebracht (eine parasitische Wespe), so dass sie bisher nicht als nennenswerter Schädling in Erscheinung getreten ist.

Büffelzikaden sind unverwechselbar und sehen wirklich eigentümlich aus. In meiner Kindheit waren sie hier nicht bekannt und in keinem meiner Bestimmungsbücher gelistet. Einen anderen amerikanischen Zikadeneinwanderer, die Rhododendronzikade (Graphocephala fennahi) soll es ab 1978 im „Pott“ gegeben haben, aber ich kann mich trotz ihrer auffälligen Erscheinung nicht erinnern, damals je einer begegnet zu sein. Unsere Insektenwelt wird mit steigenden Temperaturen jedenfalls nicht langweiliger.

Eine farbenfrohe Rhododendronzikade (Graphocephala fennahi) – kommt im Garten auch ohne Rhododendron aus.

Büffelzikaden gehören zur Familie der Buckelzikaden, davon gibt es in Mitteleuropa nur 3 Arten, aber in tropischen Wäldern mehrere tausend verschiedene, teils recht spektakuläre Vertreter. Ihre oft irrwitzigen Kopfbedeckungen (eigentlich ein extrem geformtes Pronotum) haben die Wissenschaftler lange beschäftigt. Wer weiß, welche davon es in den nächsten Jahre noch zu uns verschlägt.

Büffelzirpe (oder Büffelzikade) von oben.

About the author

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert