Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) hat ihren Familiennamen von den vergrößerten Vorderbeinen, die wie Krebsscheren wirken können. Mit weit geöffneten Fangbeinen sitzt sie geduldig auf einer Blüte an und wartet auf Insekten, die sie blitzschnell in eine tödliche Umarmung einschließen kann. Ihr Gift macht das Opfer gefügig, bevor sie es durch kleine Löcher im Chitinpanzer aussaugt. Die Insektenhülle sieht danach oft noch fast intakt aus.
Modefail oder Fastenkur?
Warum sich meine Krabbenspinne entschieden hat, in knallgelb auf lila Minzblüten zu verharren (soweit ich sehe seit mehreren Tagen erfolglos) ist mir ein Rätsel. Bienen will sie scheinbar nicht fangen – sie verjagt sie regelrecht. Und Fliegen machen einen Bogen um die Krabbenblüte, sobald sie sie sehen. Entweder diese Spinne ist farbenblind, im Hungerstreik – oder das Farbspektrum ihrer Beutetiere unterschiedet zwischen Gelb und violett nicht so wie wir. Für ein menschliches Auge ist ihre Erscheinung dafür so kontrastreich, dass ich das bunte Weibchen im wuchernden Minzbusch jederzeit wiederfinde. Die Männchen sind übrigens viel kleiner und können sich auch nicht „umziehen“.
Wenn Spinnen sich umziehen
Es gibt reichlich Forschung zu der Frage wie die Spinne es schafft, ihre Farbe zu verändern: Die Kurzform lautet, dass der gelbe Farbstoff nicht selbst gebildet, sondern von Beutetieren übernommen wird. Will die Spinne die gelbe Färbung loswerden, lagert sie die Pigmente zunächst in tieferen Zellschichten ein, später werden sie mit dem Kot ausgeschieden. Das dauert deutlich länger als beim echten Chamäleon: Mehrere Stunden bis Tage, las ich. Ich habe es also ausprobiert: Vorgestern setzte ich die gelbe Spinne auf nebenstehende weiße Minzblüten um. Für meine Augen war sie schon in gelb auf grün-weiß besser getarnt als auf lila. 24 Stunden später hatte ich Mühe, meine Mitbewohnerin wiederzufinden: Die Spinne war jetzt weiß-gründlich am Hinterleib, die Beine sahen regelrecht durchsichtig aus! Ob sie so mehr Jagdglück hat? Ich drück ihr die Daumen.