Ins Schwärmen gekommen

Den Besuch dieses Mitbewohners hatte ich mir schon lange gewünscht: Das Taubenschwänzchen ist einer unserer wenigen Schwärmer- und ziemlich der einzige, den ich in meinem Garten tagsüber antreffen kann. Der „westfälische Kolibri“ ist dieses Jahr besonders häufig, schrieb der NABU nach seiner Insektenvolkszählung im Juni – ein weiterer Nutznießer der Klimaveränderungen. Eigentlich wandert das Taubenschwänzchen aus dem Mittelmeerraum nach Norden und legt dort seine Eier ab, die dann im Juli und August neue Falter ergeben. In den letzten Jahren haben aber mehr dieser Schmetterlinge überwintert, der letzte Jahreswechsel war offenbar besonders Taubenschwanz-freundlich, und so gab es schon ab Juni eine erste Generation von Überwinterern zu bestaunen.

Taubenschwänzchen beim Tanken

Der lange Rüssel wird benutzt, um tiefe Blütenkelche auszusaugen, erwischt habe ich ihn dann am Lavendel. Taubenschwänzchen gehören zu den Schwärmern. Um im Schwirrflug vor den Blüten zu stehen, schlagen ihre Flügel bis zu 90 mal pro Sekunde. Das bedingt „enormen Energieverbrauch“, nämlich 0,5 ml Nektar pro Tag. (Das klingt wenig, aber ein Taubenschwänzchen wiegt nur 0,3 g. Hochgerechnet auf mein Gewicht entspräche das 100 Litern Bier – ohne zu berücksichtigen, dass Bier zwar reichlich Kalorien enthält, aber nicht so nahrhaft wie Nektar sein dürfte). Das Taubenschwänzchen schafft mit diesem Supertreibstoff 100 Blüten pro Minute! Zum Fotografieren ist das teils ganz schön knifflig – aber dieses Mal waren die Bedingungen optimal.

Ein Weibchen der veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) hat einen kleinen Fuchs (Aglais urticae) gefangen.

Wer sich von der gefährlichen Blüte fern hält, muss keine Angst vor diesem Schmetterlingsschreck haben: Eine Krabbenspinne lauert auf ihre Opfer – und ist ganz schön oft erfolgreich! Sie kann ihre Farbe anpassen, damit sie in der Blüte möglichst gut getarnt ist.

Die Familie der Schwärmer hat in Mitteleuropa nur wenige Vertreter, nämlich 21. Viele sind groß und bunt, alle schnelle Flieger. Im geliehenen Garten hatte ich auch dieses Mal wieder tolle Schmetterlinge vor der Linse, unter anderem diesen Hummelschwärmer und letztes Jahr einen Skabiosenschwärmer – beide ebenfalls tagaktiv und nah verwand mit meinem Taubenschwänzchen.

Diesen handtellergroßen Ligusterschwärmer fanden wir einst tagsüber im Garten, es sah aus, als würde er sich sonnen. Der wissenschaftliche Name Sphinx geht auf die Schwärmerraupen zurück, die ihren Benenner an die ägyptische Mythologie erinnerten.

Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri)

Dieses prachtvolle Abendpfauenauge (ebenfalls ein Schwärmer), lebte einige Meter weiter im Naturschutzgebiet. Seien Spannweite erreicht 8 cm!

Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata)


Meine Eltern schickten mir kürzlich Fotos von einer seltsamen Raupe – dick und grau, mit augenscheinlich runden Knopfaugen und einem „Stachel“ am Hinterleib. Die Raupen der Schwärmer sind oft spektakulär! Wir identifizierten den Falternachwuchs als Mittleren Weinschwärmer – jetzt hoffe ich auf ein Foto von seinen Eltern…

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